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So bekommt Gemeinde Zukunft …

entnommen aus: Gemeinde ohne Zukunft? Theol. Debatte und praktische Modelle – Beiträge von Sellmann, Bucher, Wollbold, Haslinger, Mette

Die Sorge, wie es mit „der Gemeinde“ weitergeht, ist eine der bedrängensten Fragen des gegenwärtigen katholischen Lebens und Planens. Die Gemeinden stehen vor großen Herausforderungen und mitten in einer Konzeptionsdebatte.
Wie bekommt Gemeinde Zukunft? Folgende sieben Punkte sollen die Diskussion vor Ort leiten und den Blick auf fundamentale Aufgaben und Zielsetzungen lenken:

Die Gemeinde der Zukunft muss Kirche „vor Ort“ sein!
Der eigene Kirchturm, die sich am Sonntag versammelnde Gemeinde, ist Ausdruck der „Verörtlichung des Glaubens“. Mit der Kirche und der Gemeinde als pastoraler Ort wird Kirche und Glauben identifizierbar. Verstehen wir Kirche als wahrnehmungssensibles Angebot, so ist das Territorialprinzip längstmöglich zu erhalten. So wird Kirche auch in die Gesellschaft hinein gezwungen, sie läuft weniger Gefahr die „Zeichen der Zeit“ zu übersehen.

Gemeindliches und kirchliches Handeln bildet sich auf die Grundvollzüge von Kirche bzw. das dreifache Amt aller Getauften ab!
Entscheiden Sie sich für ein grundlegendes Erklärungsprinzip von Kirche: Verwirklichung der Grundvollzüge (leiturgia, martyria, diakonia, koinonia) oder dreifaches Amt Christi (König, Priester und Prophet). Alles Handeln von Gemeinde sollte sich mit Ihrem Prinzip begründen lassen. Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Was nicht auf dieses Prinzip abgebildet werden kann, ist doch wohl eher nachrangig, oder?

Seelsorge ist Aufgabe der gesamten Gemeinde – Seelsorge verliert sich nicht im Vielerlei!
Als Getaufte haben alle Mitglieder Anteil am dreifachen Amt Christi, insofern sind wir auch alle Seelsorger für unsere Mitmenschen. Was Gemeinde „tut“, dass muss in diesem Sinne Christi Heilswirken vergegenwärtigen. Alles, was man tut, soll auf jeden Fall Menschen mit Christus verbinden. Daher kann es auch nicht um eine 100%ige Plansollerfüllung gehen. Es geht nicht darum möglichst viele Tätigkeiten aufzulisten.

Seelsorge ist vorrangig spirituell!
Sammlung steht vor Sendung! Was geschieht hat sich an seiner geistlichen Kraft zu messen, nicht an der Fülle der Aktionen und Veranstaltungen. Kirche ist kein Schützenverein und auch kein Tennisclub!

Die Gemeinde hat Christus sprechen, heiligen und lenken zu lassen!
Das Wort Christi im Glauben der Kirche ist Grundlage aller Verkündigung. Die Sakramente Christi werden dort fruchtbar, wo sie in Glauben, Hoffnung und Liebe empfangen werden. Jesu Sendung und Stil ist das Maß der Dinge, denn Ihre Gemeinde ist eine Gemeinschaft von Zeugen Christi. Wie sieht das in Ihrer Gemeinde aus?

Weniger ist mehr!
Was Sie in Angriff nehmen, machen Sie es mit Bedacht. Gläubige suchen sich den Glauben, der zu ihnen passt. Daher gilt: „Whatever you do, do it well!“ In „seiner“ Kirche möchte das Gemeindemitglied von heute Qualität!

Gemeinde ist die Garantie für katholisch-diakonisches Handeln in der Welt!
Sie soll zumindest potenziell alle Menschen und alle Situationen eines bestimmten Raumes mit dem Heilsversprechen Gottes in Verbindung bringen.